Flussschiffer

Als der Thane vor zwei Monden zu den Waffen rief, um die Schwarzorks an der Schwarzflutfurt aufzuhalten, nutzte ich wie viele andere auch das Angebot der Flussschiffer, Truppen und Material schnell über den Donner in den Norden zu schiffen. Ich fand mich an Bord der „Treibgut“ wieder, einer Karve mit vierzehn Ruderpaaren und einem großen Segel in der Mitte. Das Deck des flachen Schiffes war ansonsten jeder Annehmlichkeiten beraubt, um möglichst viel transportieren zu können. Kapitän Jurvik orderte seine Passagiere mit wenigen, knappen Worte auf einen Bereich, den wir nicht verlassen sollten, und seine eingespielte Mannschaft machte sich mit großer Effizienz ans Ablegen. Der Kapitän beachtete seine Leute dabei gar nicht, sondern stand seltsamerweise mit geschlossenen Augen am Bug und redete scheinbar mit sich selbst. Was genau er sprach, konnte ich über das geschäftige Treiben hinweg nicht verstehen. Dann goss er etwas aus einer kunstvoll geschnitzten Holzflasche in den Fluss, während das Schiff schnell Fahrt aufnahm. Ein Teil der Mannschaft nahm bestimmte Bretter aus dem Boden, setzte sich an die Ruder und zusammen mit dem Wind, der uns gewogen war, glitt das Ufer bald nur so dahin. Die andere Hälfte der Mannschaft begab sich in den Bereich des Schiffes, in dem Passagiere und Fracht lagerten, und rollte sich auf dem Boden oder irgendwelchen Kisten zusammen, um zu schlafen. Anfangs irritierte mich das ein wenig, aber nach ein paar Stunden lösten sie die Flussschiffer an den Rudern ab, die sich wiederum zur Ruhe begaben.

Als es dunkel wurde und die Fahrt im fahlen Mondlicht weiter ging, dämmerte mir, dass die Flussschiffer nicht vorhatten, nachts anzulegen und ich mich auch auf den harten Holzplanken zur Ruhe legen musste. Vorher verteilte einer der Schiffer namens Raud ein dunkles, saftiges Walnussbrot, gesalzene Butter und Stockfisch an die Passagiere und die Mannschaft. Die Stücke des Stockfischs waren anfangs zäh und gewöhnungsbedürftig, aber mit dem Dünnbier, das Raud ebenfalls an alle aus einem großen Fass ausschenkte, ließen sie sich halbwegs runter spülen. Er erzählte mir, dass er normalerweise einen schmackhaften Eintopf aus dem Fisch gekocht hätte. Wegen der Eile der Fahrt konnten sie jedoch dafür nicht an Land gehen und Feuer an Bord war streng verboten, was er mir noch mal verdeutlichte, als ich ihm ein Rauchkraut anbot. Raud teilte dann stattdessen seinen Kautabak mit mir, wofür ich ihm immer noch sehr dankbar bin, da es die sehr unbequeme Eilfahrt erträglicher machte. Vor allem der Mangel an jeglicher Privatsphäre, wenn alle ihr Geschäft in einen Eimer verrichten mussten, war nicht gerade erfreulich. Aber dies war nur den besonderen Umständen geschuldet. Als ich nach der Schlacht wieder mit den Flussschiffern zurückreiste, erlebte ich wie angenehm das Leben an Bord selbst eines so kleinen Schiffes sein kann. Mit regelmäßigen Pausen an Land, warmen Mahlzeiten und Nächten in bequemen Hängematten unter einem aus Mast und Segel umfunktionierten großen Zeltdach ließ es sich deutlich besser aushalten.

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